13 Nov2024
DGEM / Malnutrition Awareness Week 2024
Mangelernährung in Krankenhäusern: Dringender Handlungsbedarf
Anlässlich der diesjährigen europaweiten „Malnutrition Awareness Week 2024“ (MAW) vom 11. bis 15. November informierte die DGEM in einer Pressekonferenz über Risiken, Fakten und Lösungsansätze bei der Prävention und Behandlung von Mangelernährung. Die Krankenhausverpflegung war hierbei auch ein zentrales Thema.
VerpflegungsManagement, 13.11.2024 – Rund 20 bis 30 Prozent aller Krankenhauspatienten sind laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) mangelernährt. Insbesondere Menschen mit chronischen oder schweren Erkrankungen und ältere Menschen leiden darunter. Dies habe verschiedene, teils gravierende Folgen sowohl für die Patienten als auch das Gesundheitssystem, stellte Matthias Pirlich, Vizepräsident der DGEM und niedergelassener Endokrinologe und Ernährungsmediziner in Berlin, heraus: „Mangelernährung ist kein Randproblem. Sie führt vielfach zu Komplikationen in der Behandlung und mindert die Lebensqualität der Betroffenen erheblich.“
Zudem steige die stationäre Verweildauer bei mangelernährten Patienten um über 40 Prozent, was zu deutlich höheren Behandlungskosten führe, ergänzte Pirlich: „Im Jahr 2023 belaufen sich die Mehrkosten durch Mangelernährung auf bis zu 8,6 Milliarden Euro. Diese Zahlen machen deutlich, dass Mangelernährung für das Gesundheitssystem eine erhebliche Belastung darstellt.“
Die Gefahren von Mangelernährung
Schätzungen zufolge sterben laut der Fachgesellschaft jedes Jahr rund 200.000 mangelernährte Patienten in Krankenhäusern. Denn Mangelernährung schwächt das Immunsystem, führt zu einem Verlust der Muskelmasse und verlängert die Genesungszeit. „Ein systematisches Ernährungsmanagement könnte jährlich rund 55.000 Todesfälle vermeiden“, hob der DGEM-Vizepräsident hervor. Eine individuell angepasste Ernährungstherapie habe zudem das Potenzial, die Gesamtkosten der Behandlung zu senken, da weniger Komplikationen und Wiederaufnahmen ins Krankenhaus auftreten.Qualifizierte Ernährungsteams gefordert
Um die Folgen der Mangelernährung einzudämmen, forderte die Fachgesellschaft daher im Rahmen der Pressekonferenz anlässlich der MAW von der Politik, verpflichtende Maßnahmen zur Eindämmung umzusetzen – darunter ein systematisches Screening. Zwar gibt es seit Januar 2024 erstmals Qualitätsverträge für Krankenhäuser, die in Kooperation mit Krankenkassen umgesetzt werden können.Diese würden bislang aber nur von wenigen Kliniken genutzt, „da die strukturellen Voraussetzten fehlen“, erläuterte Gert Bischoff, Präsident der DGEM und Leitender Arzt am „Zentrum für Ernährungsmedizin und Prävention – ZEP“ in München. Er sieht in dieser Maßnahme eine große Chance: „Diese Qualitätsverträge ermöglichen es, die Versorgung der Patientinnen und Patienten signifikant zu verbessern und ein Ernährungsteam zu finanzieren.“ Bischoff fordert daher, dass alle Krankenhäuser verpflichtend über qualifizierte Ernährungsteams verfügen sollten, um flächendeckend die Versorgung sicherzustellen.
Forderung nach einem höheren BKT
Die DGEM sieht zudem weitere Herausforderungen bei der Qualität der Krankenhausverpflegung. Aktuell belaufen sich die täglichen Ausgaben für die Verpflegung eines Patienten häufig lediglich auf fünf bis sechs Euro. „Eine qualitativ hochwertige Ernährungsversorgung kann so kaum gewährleistet werden. Wir brauchen klare Verpflegungsstandards und eine solide finanzielle Grundlage für die Klinikkost“, forderte Gert Bischoff. Denn, so betonte der DGEM-Präsident: „Mangelernährung ist kein unvermeidliches Schicksal. Durch gezielte Maßnahmen können wir das Problem an der Wurzel bekämpfen und den Betroffenen zu einer besseren Lebensqualität verhelfen.“Unter https://mangelernaehrung-bekaempfen.de/ können sich Verpflegungsverantwortliche, Betroffene und Interessierte über die vielfältigen Angebote und Veranstaltungen rund um die MAW informieren.
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Über die Malnutrition Awareness Week 2024
Die „Malnutrition Awareness Week“ ist Teil der ONCA-Initiative (Optimal Nutritional Care for All) und zielt darauf ab, evidenzbasierte Therapieansätze für Mangelernährung im Gesundheitswesen zu etablieren. Im Rahmen dessen laden die DGEM und ihre Partnerorganisationen politische Entscheidungsträger, Experten, Betroffene und Interessierte dazu ein, sich bei einer Vielzahl von Veranstaltungen zum Thema zu informieren und aktiv an den Diskussionen teilzunehmen.