VerpflegungsManagement, 25.09.2024 – „Die Menschen wollen echte Wahlfreiheit, das unterstützen wir – und zwar anhand von validen Daten“, betonte Bundesernährungsminister Cem Özdemir auf einer Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung des diesjährigen Ernährungsreports „Deutschland, wie es isst“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Ende September. Statt politischer Belehrungen und Vorschriften, die niemand brauche, sei es Aufgabe der Politik, die Menschen bei ihrem Wunsch hin zu einer gesünderen Ernährung zu unterstützen, führte Özdemir aus. Dazu hat das BMEL auch in diesem Jahr eine Studie durch das Forschungsinstitut Forsa durchführen lassen und die Verbraucher nach ihren Wünschen, Vorlieben und Gewohnheiten rund um das Thema Ernährung befragt.
Die Gemeinschaftsverpflegung verbessern
„In einem sind sich fast alle einig: Es muss gut schmecken“, resümiert der Bundesernährungsminister zu Beginn des Reports die Studienergebnisse. Doch auch der Gesundheitsfaktor von Lebensmittel spiele eine zunehmende Rolle für viele Menschen, ergänzt er: „Viele legen Wert darauf, dass das, was auf den Teller kommt, auch gesund ist. Die Mehrheit der Befragten befürwortet außerdem, dass Fertiglebensmitteln weniger Zucker zugesetzt wird, auch wenn das Produkt dann etwas weniger süß schmeckt.“ Dieser Wunsch sei auch zentraler Bestandteil der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten, die im Dialog mit der Lebensmittelwirtschaft steht.
Um allen Menschen den Zugang zu gesundem und nachhaltigem Essen zu erleichtern, stehe darüber hinaus die Gemeinschaftsverpflegung im Fokus der BMEL-Ernährungsstrategie „Gutes Essen für Deutschland“. Diese wurde Mitte Januar 2024 vom Bundeskabinett beschlossen und bündelt rund 90 kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen, um unter anderem die Gemeinschaftsverpflegung zu verbessern. „Was da auf die Teller kommt, ist nicht nur eine Frage des Respekts, sondern auch eine Riesenchance: für alle, die gesund essen wollen, für Unternehmen, die nachhaltige Lebensmittel und Mahlzeiten herstellen und natürlich für unsere heimische Landwirtschaft“, bekräftigte Cem Özdemir auf der Pressekonferenz.
Informationen zur gesunden Ernährung bereitstellen
Auch habe der Report gezeigt, dass sich die Verbraucher mehr Informationen – beispielsweise zum Thema Tierhaltung und Lebensmittelherkunft – wünschen. Dieser Anspruch habe sich dem Report zufolge seit Beginn der Ernährungsbefragung 2015 deutlich verändert: So habe sich die Zahl der Verbraucher, die beim Einkauf auf das Tierwohllabel achten, mit 65 Prozent seit damals (2015: 36 %) fast verdoppelt. „Da setzen wir etwa mit dem Tierhaltungskennzeichen an, das im nächsten Jahr verbindlich auf den entsprechenden Produkten zu finden sein wird“, versprach der Ernährungsminister. Beim EU-Biosiegel stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von 47 auf 59 Prozent. Darüber hinaus kauften mit 39 Prozent auch deutlich mehr Menschen „öfters“ vegetarische oder vegane Alternativen zu tierischen Produkten. 2020 lag dieser Wert laut Report noch bei 29 Prozent.
Kaum eine Veränderung seit der ersten Befragung vor rund zehn Jahren verzeichnet die Ernährungsstudie hingegen bei den beiden wichtigsten Kriterien der Menschen in puncto Essen: Demnach steht mit 99 Prozent an Platz eins der Geschmack der Speisen (seit 2015 stets: 98 oder 99 %). Platz zwei belegt mit 91 Prozent der Gesundheitsfaktor der Mahlzeiten (seit 2015 zwischen 89 und 92 %). Frauen legen dabei mit 97 Prozent deutlich mehr Wert auf gesunde Ernährung als Männer (85 Prozent).
Mehr Milchprodukte, weniger Fleisch auf dem Teller
Geht es um die Ernährungsgewohnheiten der Verbraucher, so essen laut den Ergebnissen des aktuellen Reports 71 Prozent der Befragten mindestens einmal am Tag Obst und Gemüse. Milchprodukte wie Joghurt oder Käse stehen bei 62 Prozent auf dem täglichen Speiseplan – das sind vier Prozentpunkte mehr als 2023. Bei Fleisch oder Wurst gibt es mit 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr kaum Veränderungen. Die Ernährungsstudie macht aber auch deutlich: Seit Beginn der Befragung verzehren immer weniger Menschen täglich Fleisch oder Wurst: Im Jahr 2015 waren es 34 Prozent und damit elf Prozentpunkte mehr als heute.
Die Befragung ergab außerdem, dass auch die Kriterien Saisonalität und Regionalität für viele Befragten kaufentscheidend sind. So gaben 80 Prozent von ihnen an, Obst und Gemüse saisonal zu kaufen, 77 Prozent ist es zudem wichtig, dass diese aus der Region kommen. Mit 68 Prozent der Befragten achten rund fünf Prozent weniger als im Vorjahr auf Angebote. 91 Prozent sind darüber hinaus der Meinung, dass in Haushalten und Betrieben weniger Lebensmittelabfälle produziert werden sollten. Den Ausbau des Ökolandbaus befürworten 88 Prozent. 42 Prozent sind der Auffassung, dass Obst und Gemüse zu teuer sind, bei Fleisch- und Wurstprodukten sind es 25 Prozent.
Den gesamten BMEL-Ernährungsreport 2024 gibt es auf der Website des BMEL.
jb
Über den Ernährungsreport 2024
Für den BMEL-Ernährungsreport „Deutschland, wie es isst“ befragte Forsa im Mai 2024 rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland ab 14 Jahren. Die 13 Kapitel des Reports behandeln Themen wie Kriterien für die Auswahl von Lebensmitteln, Freude am Kochen, Bedeutung von Lebensmittelinformationen und Gütesiegeln, die Relevanz des Zuckergehalts und Erwartungen an Land- und Ernährungswirtschaft.