BLE / BMEL/ UN FSS
Ernährungssysteme im Wandel
Vor rund einem Jahr kamen anlässlich des deutschen Nationalen Dialogs zu Ernährungssystemen Fachleute und Akteure aus der Ernährungswirtschaft zusammen: Ziel war es, gemeinsam Aspekte eines Ernährungswandels hin zu mehr Nachhaltigkeit zu diskutieren. Der Abschlussbericht und mögliche Handlungsempfehlungen liegen nun dem BMEL vor.

VerpflegungsManagement, 16.06.2023 – Beim UN-Weltgipfel zu Ernährungssystemen „UN Food System Summit“ (UN FSS) 2021 rief UN-Generalsekretär António Guterres dazu auf, die Ernährungssysteme nachhaltig zu gestalten. Die Mitgliedstaaten sollten nationale Dialogprozesse führen, um alle gesellschaftlichen Gruppen in die Suche nach Lösungen einzubinden.

Für Deutschland übernahm die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) diese Aufgabe. Ziel war es, einen breiten, offenen und inklusiven Dialog aller Akteure des Ernährungssystems in Deutschland anzustoßen.

Wissen vorhanden, aber Umsetzung hapert

Dem Aufruf des UN-Generalsekretärs folgten zwischen Januar und Juli 2022 mehr als 1.600 Fachleute aus der Agrar- und Ernährungswirtschaft. In virtuellen Veranstaltungen, Workshops, High-Level-Event-Formaten und über die kollaborative, digitale Plattform www.ble-live.de befassten sich die Teilnehmer in einer großen thematischen Breite mit der Transformation der Ernährungssysteme.

Dabei setzte sich dem Abschlussbericht zufolge die Einsicht durch, dass zwar viel Wissen rund um relevante Aspekte, die zu einem nachhaltigeren Ernährungssystem führen können, besteht. Jedoch mangele es in der Praxis an der Umsetzung dieses Wissens in ein zielgerichtetes Handeln. Es bedürfe daher neuer Wege, um die Ernährung im Außer-Haus-Markt basierend auf dem vorhandenen Wissen zu verändern.

Die verschiedenen Themenfelder

Folgende fünf Themenfelder waren Bestandteil des fachlichen Austauschs: 1. Lebensmittelerzeugung: Kosten, Wert und Wertschätzung. 2. Nachhaltige landwirtschaftliche Produktion. 3. Nachhaltige Ernährungssysteme in Stadt und Land: Anforderungen an die Infrastrukturen. 4. Ernährungswirtschaft der Zukunft. 5. Ernährung der Zukunft – mehr pflanzenbasiert.

Neben Aspekten rund um die Landwirtschaft und die landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion standen unter anderem die Themen Regionalität und die dafür erforderlichen politischen Rahmenbedingungen, Vorgaben und Unterstützungsmaßnahmen sowie Nachhaltigkeitskennzeichnungen und ihre Einbettung in europäische und internationale Systeme im Fokus. Auch die Umsetzung einer stärker pflanzlich basierten Ernährungsweise war Teil des Nationalen Dialogs. Dabei stellten die Teilnehmer laut Abschlussbericht fest, dass die Entwicklung einer nationalen Ernährungsstrategie durch das BMEL eine „herausragende Möglichkeit“ biete, um eine stärker pflanzenbetonte Ernährung „auf Basis breiter gesellschaftlicher Teilhabe zu fördern“.

Leitbild entwickeln

Damit das vorhandene Wissen der Landwirtschafts- und Ernährungsakteure nun in der Praxis erfolgreich angewendet werden kann, bedürfe es laut den Teilnehmern des Nationalen Dialogs zu Ernährungssysteme zwei Dinge: Zum einen ein Leitbild für die zukünftigen Agrar- und Ernährungssysteme. Zum anderen eine „Roadmap“ für den Weg hin zu diesem Leitbild.

Diese Roadmap müsse Meilensteine für die konkrete Umsetzung und die zu bestimmten Zeitpunkten zu erreichenden Zwischenziele enthalten. Auch sollten sowohl Leitbild als auch Roadmap „in einem möglichst breiten, gesamtgesellschaftlichen Prozess, der über Wahlperioden hinausgeht, angelegt und im Sinne einer Prozesskoordination institutionalisiert und hinreichend finanziert werden“, heißt es im Abschlussbericht.

Zum Hintergrund des Nationalen Dialogs zu Ernährungssystemen

Der UN FSS 2021 wurde als Umsetzungsgipfel zur Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) gestaltet. Die Agenda 2030 sieht zur Begleitung nationaler Prozesse zur Erreichung der SDGs ein partizipatives Monitoring (follow up and review) vor, das ebenfalls als Vorbereitung des deutschen Beitrags zur globalen Bestandsaufnahme (global stocktake) zur Umsetzung der Beschlüsse des UNFSS dienen kann.

Der Nationale Dialog zu Ernährungssystemen hat mit der Ausgestaltung der Dialogverfahren methodisches Neuland betreten. Aus den Erfahrungen können laut BLE für die Ausgestaltung nationaler Monitoringprozesse der Nachhaltigen Entwicklungsziele in Deutschland wichtige Schlussfolgerungen gezogen werden. Im Jahr 2023 steht die erste Bestandsaufnahme zur Umsetzung der Beschlüsse des UN FSS an. Das hier skizzierte Monitoringverfahren soll laut BLE dazu genutzt werden, den deutschen Beitrag zu dieser Bestandsaufnahme vorzubereiten.

Den vollständigen Abschlussbericht, der im Auftrag des BLE von TMG Research erstellt wurde, gibt es hier.

jb

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