AK NEM
Versorgungslücken schließen
Im Juni veranstaltete der Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel (AK NEM) in Bremen den Kongress „Ernährung 2022“ und thematisierte die oft unzureichende Versorgung älterer Menschen mit Vitaminen und Mineralstoffen. Zu dem Thema referierten mehrere Experten.

VerpflegungsManagement, 28.06.2022 – Manfred Eggersdorfer von der Universität Groningen stellte auf dem Kongress des AK NEM zunächst dar, wie es zu einer mangelnden Versorgung kommt: „Bei älteren Menschen verändert sich der Metabolismus. Sie haben weniger Hunger, einen geringeren Energiebedarf, häufiger Schluckbeschwerden oder eine verminderte Nährstoffaufnahme durch den Verdauungstrakt. Hinzu kommen soziale Faktoren wie Einsamkeit oder Altersarmut.“ Dies erhöhe das Risiko einer unzureichenden Nährstoffversorgung, wie es bereits in mehreren Studien nachgewiesen wurde. Laut den Studien hatten 52 Prozent der Senioren einen niedrigen Vitamin-D-Status und 27 Prozent ein niedriges Vitamin-B12-Level. Elf Prozent der Älteren wiesen niedrige Eisenwerte und neun Prozent niedrige Folatwerte auf.

Die unzureichende Mikronährstoffversorgung bei älteren Erwachsenen sei laut Eggersdorfer auch ein gesellschaftliches Problem, für das dringend geeignete Lösungen gefunden werden müssten. Hierzu seien als Grundlage neue Studien mit repräsentativen Daten zum Ernährungsstatus von Älteren nötig. Daraus sollten im Anschluss Maßnahmen entwickelt werden, um die identifizierten Versorgungslücken zum Beispiel durch eine geeignete Nahrungsergänzung zu schließen.

Lebensmittel anreichern

Referent Armin Zittermann vom Herz- und Diabeteszentrum NRW nahm speziell Vitamin D in den Blick. Dieses ist wichtig für die Muskel- und Knochenfunktion, das Herz-Kreislaufsystem, Gehirn und Nerven sowie für das Immunsystem. „Ein hoher Prozentsatz der Senioren in Deutschland weist eine inadäquate Vitamin-D-Versorgung auf, im Winter sind es 75 Prozent. Dabei könnte eine ausreichende Zufuhr vermutlich das Risiko für eine Reihe von Erkrankungen und frühzeitigem Versterben senken“, sagte Zittermann.

Konkret gehe es um tägliche Vitamin-D-Mengen in Höhe von 800 bis 1.000 IE. Diese Mengen könnten laut Zittermann nicht allein durch Ernährung und eine ausreichende Sonnenexposition erreicht werden: „Für eine Optimierung der Vitamin-D-Versorgung ist eine Kombination aus umfangreicheren Anreicherungsmaßnahmen von Lebensmitteln sowie eine stärkere Verwendung von Supplementen notwendig“, erklärte der Experte.

Rima Obeid vom Universitätsklinikum des Saarlandes sprach im Anschluss über den Einfluss der B-Vitamine Folsäure, B2, B6 und B12 auf den Homocystein-Stoffwechsel. Ein erhöhter Homocysteinspiegel stellt ein Risiko für Schlaganfall, Neuropathie und Demenz dar. B-Vitamine, sagte Obeid, könnten dem Körper dabei helfen, erhöhte und damit gesundheitsschädliche Homocysteinwerte abzubauen und so das Risiko, beispielsweise einer Demenzerkrankung, zu senken. Obeid betonte, dass es gerade im Alter wichtig sei, auf eine ausreichende Versorgung mit B-Vitaminen, allen voran Vitamin B12, zu achten.

Folgen einer Mangelversorgung

Das Fazit des Symposiums lautete, dass die Mikronährstoffversorgung der Senioren in Deutschland oftmals unzureichend sei. Dies gelte insbesondere für Bewohner in Pflegeeinrichtungen. Eine mangelhafte Versorgung mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen gehe den Experten zufolge mit gesundheitlichen Einschränkungen und erhöhten Krankheitsrisiken einher. Damit verbunden seien aus gesellschaftlicher Perspektive auch erhöhte Kosten für das Gesundheitssystem. Sowohl aus individueller als auch aus gesellschaftlicher Sicht sei es daher dringend erforderlich, Maßnahmen zur Verbesserung der Nährstoffversorgung der älteren Menschen in Deutschland zu entwickeln und Unterversorgungen vorzubeugen.

Über den AK NEM

Unter dem Dach des Lebensmittelverbands Deutschland ist der Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel (AK NEM) eine Plattform für die Interessenvertretung sowie zum fachlichen Austausch über rechtliche und wissenschaftliche Fragestellungen zu Nahrungsergänzungsmitteln. Zu den Mitgliedern gehören neben den Herstellern auch Rohwarenhersteller sowie Dienstleister.

sn

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