Weltwassertag am 22. März / DGIM
Nicht zu viel, nicht zu wenig
Anlässlich des Weltwassertages am 22. März greift die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) das Thema „angemessene Trinkmenge“ auf. Denn bei verschiedenen Erkrankungen ist das Durstgefühl nicht der wichtigste „Trink-Faktor“. Und bei den Trinkmengen ist außerdem Vorsicht geboten.

VerpflegungsManagement, 22.03.2022 – Der menschliche Körper besteht zu rund 70 Prozent aus Wasser, das Blut sogar zu über 90 Prozent. Aufwändige Regelmechanismen sorgen dafür, dass diese Werte auch bei wechselnden Temperaturen und unterschiedlichen körperlichen Belastungen weitgehend konstant bleiben. Die augenscheinlichsten sind dabei die produzierte Harnmenge – erkennbar am Harndrang – und das Durstgefühl. Darüber hinaus regt eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr den Stoffwechsel an, sorgt für eine funktionierende Verdauung und kann hohen Blutdruck senken.

Trinkmenge ist individuell verschieden

Der tägliche Flüssigkeitsbedarf ist individuell unterschiedlich und hängt von Faktoren wie dem Körpergewicht, Alter, Gesundheitszustand und der physischen Belastung ab. Gerade wer an Erkrankungen wie Diabetes, Gicht oder Herzschwäche leidet, sollte gut auf eine angemessene Trinkmenge achten, rät die DGIM. „Bei gesunden Menschen spricht nichts dagegen, sich im Großen und Ganzen auf das Durstgefühl zu verlassen“, sagt der Gastroenterologe und DGIM-Vorsitzende Markus M. Lerch. So ergeben sich meist von selbst Trinkmengen von eineinhalb bis zwei Litern täglich – wobei feuchte Nahrungsmittel wie Suppen, Obst und Gemüse durchaus mitgerechnet werden dürfen, erläutert Lerch, der zugleich Ärztlicher Direktor am LMU Klinikum München ist.

Durstgefühl kann trügerisch sein

Einige Faktoren können jedoch dafür sorgen, dass auf den Durst als Ratgeber nicht mehr uneingeschränkt Verlass ist. Einer davon ist das Alter, im Zuge dessen das Durstempfinden deutlich nachlasse, erklärt Lerch. Ältere blieben daher oft unter der Zielmarke von eineinhalb Litern und sollten sich dem Mediziner zufolge öfter bewusst ein Glas Wasser einschenken. Auch Menschen mit Diabetes wird eher zu einer leicht erhöhten Trinkmenge geraten, um die Zuckerausscheidung über die Niere zu unterstützen. Und nicht zuletzt sollten Menschen, die Medikamente zur Entwässerung einnehmen und daher besonders viel Harn bilden, auf eine ausreichende Trinkmenge achten.

Warnzeichen ernstnehmen

Erstes Anzeichen für einen Flüssigkeitsmangel ist zunächst eine Dunkelfärbung des Urins, der konzentriert und in geringerer Menge ausgeschieden wird. Auch der Stuhl kann fester werden und Verstopfungsbeschwerden auslösen. „Gerade an heißen Tagen kann sich der Flüssigkeitsmangel verschärfen und kritisch werden, was sich durch Herzrasen, Verwirrtheit und Kreislaufschwäche bis hin zur Ohnmacht äußert“, erklärt Georg Ertl, Internist, Kardiologe und Generalsekretär der DGIM. Unter Dehydrierung leiden auch die Nieren, im schlimmsten Fall kommt es zum akuten Nierenversagen.

Zu viel kann auch schädlich sein

Trügerisch sei jedoch auch der Umkehrschluss, dass man umso gesünder lebe, je mehr man trinke, warnt Ertl. Bei gewissen Krankheiten könnten große Trinkmengen sogar schädlich sein, führt der DGIM-Experte aus: „Das ist etwa bei Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche der Fall, bei denen zu viel Flüssigkeit das Herz über Gebühr belastet.“ Auch Nierenerkrankungen wie die chronische Niereninsuffizienz können es erforderlich machen, die Trinkmenge zu verringern.

Der Flüssigkeitshaushalt ist zudem untrennbar verwoben mit dem Mineralhaushalt des Körpers. Und auch hier gilt laut der DGIM: Wer zu viel trinkt, riskiert unter Umständen einen Mangel an Elektrolyten. Diese Gefahr bestehe besonders dann, wenn gleichzeitig wenig oder gar nichts gegessen wird, wie es bei manchen Fastenkuren oder bei einer Essstörung der Fall sein kann. „Auch Sportler oder Menschen, die körperlich arbeiten und mit dem Schweiß viele Elektrolyte verlieren, können ihren Mineralhaushalt durch große Trinkmengen in Schieflage bringen“, sagt Ertl. Statt Leitungswasser sollte der Durst dann lieber mit einer Saftschorle oder einem alkoholfreien Bier gestillt werden.

jb

Drucken