Deutscher Tee- & Kräuterteeverband
Engpässe trüben die Stimmung
Ausgefallene Ernten, Lockdowns und Schwierigkeiten in der Logistikkette bereiten auch der Tee-Branche Probleme. Der Deutsche Tee-&Kräuterteeverband gibt einen Überblick der aktuellen Lage.

VerpflegungsManagement, 26.11.2021 – Laut aktuellem Tee-Report wurde in Deutschland noch nie so viel Tee getrunken wie im letzten Jahr. Zudem nutzten immer mehr Menschen Tees, Kräuter- und Früchtetees ganz bewusst als natürliche und gesunde Lebensmittel – eigentlich Gründe für gute Stimmung in der Tee-Branche. Doch aktuelle Entwicklungen stellen die Branche derzeit vor ungewohnte Herausforderungen. Wie der Deutsche Tee-&Kräuterteeverband mitteilt, führt momentan in Folge der Corona-Pandemie eine Rohstoffknappheit zu Lieferengpässen bei einigen Lebensmitteln wie auch Tee, Kräuter- und Früchtetee.

Ernten fallen aus

Der Verband weist darauf hin, dass die Auswirkungen der Pandemie zwar bei vielen Erzeugnissen spürbar würden, bei stark saisonabhängigen Kräutern und Früchten allerdings besonders tiefgreifend seien. Demnach fielen im vergangenen Jahr Ernten in wichtigen Erzeugerländern wegen Lockdowns aus. Beispielweise konnte die Ernte von Hagebutten in Chile, ein wichtiges Erzeugerland der beliebten Früchte, wegen eines mehrwöchigen Lockdowns nicht stattfinden und auch Brennnesseln aus Wildsammlungen sind aus dem gleichen Grund deutlich weniger verfügbar.

Maximilian Wittig, Geschäftsführer des Deutschen Tee- & Kräuterteeverbands, macht das Problem mit den Natur-Rohstoffen deutlich: „Für Kräuter- und Früchtetees werden über 400 Pflanzen- und Pflanzenteile verarbeitet, die teilweise nur einmal jährlich zu ganz bestimmten Zeitpunkten geerntet werden können. Ist das Zeitfenster in einem Jahr erst einmal zu, ist eine Ernte zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr möglich.“ Damit sinke die insgesamt auf dem Weltmarkt angebotene Menge an Kräutern und Früchten, die Preise könnten steigen und es werde deutlich schwieriger für die Hersteller, aus dem geringeren Angebot noch die gewünschten Qualitäten auszuwählen. „Doch gerade bei der Qualität von Tee oder Kräuter- und Früchtetees wollen unsere Mitgliedsunternehmen ganz im Sinne der Verbraucher keine Kompromisse eingehen”, betont Wittig.

Verzögerungen in der Logistik

Zusätzlich erschwert wurde die Lage im Tee-Erzeugerland Indien im Erntejahr 2021 durch eine Trockenheit in den Anbaugebieten Assam und Darjeeling. Dort werden 13 Prozent des weltweiten Tees produziert und über ein Drittel der deutschen Schwarztee-Importe stammen aus Assam oder Darjeeling. Laut Verband fiel beispielsweise der Ertrag von First Flush-Tee um 48 Prozent geringer aus.

Um Corona wirksam einzudämmen, darf zeitweise vor Ort lediglich die Hälfte der Arbeitskräfte in den Tee-Gärten arbeiten. Zu der geringer ausgefallenen Ernte kommen logistische Probleme hinzu. Die weltweiten Störungen in den Lieferketten erleben auch hierzulande Verbraucher und Händler gerade bei vielen Konsumgütern. Fehlende Container und Staus in den Häfen führen zu Verzögerungen und treiben auch die Kosten stetig nach oben. Dabei sind natürliche Rohstoffe wie Tees, Kräuter und Früchte besonders stark abhängig von einem reibungslosen Ablauf der globalen Logistik, betont der Verband.

Preiserhöhungen möglich

Die deutsche Teewirtschaft setze alles daran, dass der Einfluss der Pandemie weder in den Regalen noch in der Tasse spürbar wird, heißt es von Verbandsseite. Tee soll als gesundes Lebensmittel und genussvolles Getränk in seiner ganzen Vielfalt und in der gewohnt hohen Qualität weiterhin zur Verfügung stehen. „Was nur wenige wissen, Deutschland ist auch eine Tee-Exportnation. Tee-Erzeugnisse und Veredelungen von deutschen Herstellern werden unter anderem insbesondere in Frankreich und den USA wegen ihrer hohen Qualität sehr geschätzt”, fasst Maximilian zusammen. Auch wenn in Ausnahmefällen der Lieblingstee für kurze Zeit nicht verfügbar sein sollte und höhere Preise für die Rohstoffbeschaffung Auswirkungen bei der Preisentwicklung von fertigen Teemischungen haben könnten, bleiben die deutschen Teehersteller optimistisch und hoffen auf Verständnis.

sn

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