BÖLN / Bio Bitte
Mehr Bio für Sachsen
Beim ersten Leipziger Dialogforum der bundesweiten Initiative „Bio Bitte“ des BMEL tauschten sich über 50 Akteure aus Landes- und Kommunalpolitik, Verwaltung und Ernährungswissenschaft des Freistaats über die Erhöhung des Bio-Anteils innerhalb der Gemeinschaftsverpflegung aus. Praxisbeispiele zeigten dem Fachpublikum, wie die Umstellung auf mehr Bio in der Großküche gelingen kann.

VerpflegungsManagement, 18.09.2020 – Im Fokus des Dialogforums standen die Chancen von mehr regionalen, saisonalen und Bio-Lebensmitteln in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung in Sachsen. Mitte September 2020 erhielten die Teilnehmer unter anderem aktuelle Erkenntnisse zur Bio-Versorgung in Sachsen und einen Ausblick auf zukünftige Einsatzmöglichkeiten von Öko- und Regionalprodukten in der öffentlichen Außer-Haus-Verpflegung.

„Wertschöpfungsketten stärken“

Wolfram Günther, Sachsens Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, eröffnete die Veranstaltung gemeinsam mit Leipzigs Bürgermeister Heiko Rosenthal und machte sich stark für eine zunehmende Verwendung regionaler Lebensmittel aus Bio-Anbau: „Der ökologische Landbau kann und soll einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung Sachsens liefern. Wir nehmen ein gestiegenes Interesse der Bevölkerung am Thema Ernährung wahr, an Herkunft und Qualität der Lebensmittel. Nicht zuletzt hat Corona den Blick für die Vorteile regional erzeugter Lebensmittel geschärft sowie dafür, dass Regionalität erhöhte Krisenfestigkeit bedeutet.“ Es gelte, die Nachfragepotenziale für Bio- und regionale Lebensmittel besser auszuschöpfen – etwa in Schulen, Kitas und Krankenhäusern – und regionale Wertschöpfungsketten zu stärken und zu schließen. Umsetzungsbeispiele aus anderen Regionen hätten gezeigt, wie die Umstellung auf mehr Regio und Bio in Großküchen gelingen könnte. Günther betont: „Wir wollen mit der regionalen Wertschöpfung raus aus der Nische und hin zur Systemrelevanz.“

Bisher unter bundesweitem Durchschnitt

Im Vergleich zu anderen deutschen Bundesländern liegt die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Bio-Lebensmitteln in Sachsen jedoch bislang unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Das ergaben die Ergebnisse einer zu Beginn dieses Jahres vom Internationalen Zentrum für Ökologischen Landbau Mittel- und Osteuropas durchgeführten Studie zum Thema „Marktstudie zum Einsatz von Öko- und Regionalprodukten in Einrichtungen der Außer-Haus-Verpflegung in Sachsen“. Auch gab ein Großteil der befragten Lieferanten, Küchen und Caterer an, Bio-Produkte bisher eher sporadisch einzusetzen. Insbesondere der höhere Preis für Bio-Produkte und der Aufwand für das Bio-Zertifizierungsverfahren seien Hindernisse für eine Erhöhung des Bio-Anteils.

Ein beispielhaftes Konzept zur Förderung des Einsatzes regionaler Bio-Produkte in der Außer-Haus-Verpflegung sei laut der Marktanalyse die „Kantine Zukunft Berlin“. Philipp Stierand, Leiter der Kantine Zukunft, stellte das Projekt in Leipzig vor und zeigte auf, wie mehr Bio in öffentlichen Küchen in Berlin durch eine breite Beratungsleistung gelingen kann. Rainer Roehl vom Beratungsunternehmen A’verdis und Bio Bitte-Auftragnehmer präsentierte ausgewählte Beispiele für die nachhaltige Beschaffung von Lebensmitteln und Catering-Dienstleistungen.

Gemeinsame für mehr Nachhaltigkeit

Letztlich könne die verstärkte Einbindung regionaler Lebensmittel aus Bio-Anbau auch nach Meinung von Heiko Rosenthal nur in der Zusammenarbeit alle Beteiligten aus Politik und Praxis erfolgen: „Der Weg zu mehr Bio in öffentlichen Küchen ist ein Prozess, den Politik, Verwaltung und Praxis gemeinsam gestalten. Daher ist der Austausch und das Stärken von Netzwerken auf Veranstaltungen wie dem Bio Bitte-Dialogforum begrüßenswert und richtungsweisend.“

Seit 2017 ist die Stadt Leipzig Mitglied des deutschen Bio-Städte-Netzwerks und arbeitet seitdem nach eigenen Angaben entsprechend des gefassten Staatsbeschlusses kontinuierlich an den Möglichkeiten einer kommunalen Unterstützung für eine regionale und biologische Lebensmittelproduktion, um einen höheren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und für einen aktiven Klimaschutz zu leisten.

Mit Bio Bitte werden Entscheidungsbefugten aus Politik, Verwaltung, Vergabewesen und Verzehreinrichtungen Möglichkeiten aufgezeigt, wie der Einsatz von mehr Bio in der Außer-Haus-Verpflegung öffentlicher Küchen angestoßen und vorangetrieben werden kann. Die Förderung des Einsatzes von Bio-Produkten ist Teil der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Bio Bitte wird
im Auftrag des BMEL im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) durchgeführt.

Unter www.bio-bitte.info finden Interessierte regelmäßig aktuelle Informationen, Wissenswertes und praktische Tipps.

jb

 

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