DGE
Vertrauen in Ernährungsempfehlungen
Die Vielzahl scheinbar neuer Erkenntnisse der Ernährungsforschung in den Medien sorgt bei Verbrauchern für Verunsicherung. Experten der DGE informierten auf einem Journalistenseminar Ende 2019 über Stabilität, Glaubwürdigkeit und Bewertungskriterien wissenschaftlicher Studien.

VerpflegungsManagement, 11.2.2020 - Der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zufolge besteht bei einer Vielzahl an Verbrauchern große Unsicherheit darüber, inwieweit sie den über die Medien publizierten Ernährungsempfehlungen vertrauen können. Grund dafür ist die Häufigkeit, mit der Ergebnisse einzelner Studien publiziert werden. Dies suggeriere dem Verbraucher, dass sich die wissenschaftliche Ernährungsforschung in einem beständigen Wandel befinde. Gültige Ernährungsempfehlungen werden infolgedessen voreilig in Frage gestellt. Doch viele wissenschaftlich fundierte Ernährungsempfehlungen behalten über lange Zeiträume hinweg ihre Gültigkeit und entsprechen zudem den Richt- und Leitlinien anderer Länder. Die von der DGE empfohlene Menge der täglichen Salzzufuhr von bis zu 6 Gramm entspricht beispielsweise den international geltenden Empfehlungen von 5 bis 6 Gramm pro Tag.

Studien mit hoher Evidenz

Statt sich auf einzelne Publikationen zu berufen, sollten Empfehlungen für eine gesunde Ernährung daher immer auf einem systematischen Prozess der Sichtung, Auswahl und Bewertung wissenschaftlicher Studien basieren. Das erklärten Ernährungsexperten der DGE auf einem Journalistenseminar Ende 2019. Nur wenn stets ein kontinuierlicher und aktueller Überblick über die Studienlage zum Einfluss von Ernährungsfaktoren auf die Gesundheit sichergestellt ist, können aussagekräftige Leitlinien und wissenschaftliche Stellungnahmen getroffen werden, sagt Jakob Linseisen, Präsident der DGE. Er ergänzt: „Für die Ableitung von Empfehlungen brauchen wir wissenschaftliche Studien mit möglichst hoher Evidenz.“

Gerade bei Themen und Ernährungskonzepten, die im Trend liegen – etwa in Bezug auf Low-Carb-Diäten und Zuckerkonsum – herrscht oftmals Verunsicherung. Um den als ungesund deklarierten raffinierten („weißen“) Zucker zu vermeiden, wird vermehrt auf Zuckersatzstoffe wie Agavendicksaft, Honig oder Ahornsirup zurückgegriffen. Hans Hauner, Professor an der Technischen Universität München, sagt dazu aber: „Diese Zuckeralternativen bieten gegenüber raffiniertem Zucker jedoch keine gesundheitlichen Vorteile, da sie auf dieselbe Weise verstoffwechselt werden.“

Weniger Zucker, mehr Ballaststoffe

Beunruhigender als die Zuckerart ist für Ernährungsexperten jedoch die weltweit steigende Zuckerzufuhr insbesondere durch gesüßte Getränke. Denn der hohe Zuckerkonsum ist mit einem erhöhten Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2, Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Zahnkaries verbunden. Nicht mehr als 50 Gramm Zucker sollten nach Angaben der DGE daher täglich konsumiert werden, was bedeutet, dass jeder Deutsche seinen Zuckerverzehr um 25 Prozent senken müsste. Ebenso wichtig ist eine ausreichende Nährstoffversorgung durch ernährungsphysiologisch wertvolle Vollkornprodukten und somit Ballaststoffe, die im Zuge von Low-Carb-Diäten zu kurz kommen. Genau die können das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Dickdarmkrebs nämlich senken.

Um der starken Zunahme an Übergewicht und Adipositas mit Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 entgegenzuwirken, muss in Zukunft vor allem die Verhältnisprävention gestärkt werden, die ein gesundheitsförderndes Verhalten erleichtert.

jb

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