Mintel
Vegan vor vegetarisch
Das Wachstum veganer Produkte ist besonders in Deutschland ausgeprägt. Im Jahr 2015 wurden hierzulande mehr vegane Produkte als in jedem anderen europäischen Land eingeführt. Zudem hat die Auslobung „vegan“ die Kennzeichnung „vegetarisch“ bei deutschen Lebensmittel- und Getränkeprodukten überholt.

VerpflegungsManagement, 23.08.2016 – Eine Untersuchung von Mintel ergab, dass 2015 eines von zehn in Deutschland neu eingeführten Lebensmittel- und Getränkeprodukten als vegan gekennzeichnet war, während nur sechs Prozent als vegetarisch vermarktet wurden. Dies ist ein erheblicher Anstieg im Vergleich zum Jahr 2013, als vegane und vegetarische Produkte jeweils nur drei Prozent aller Produkteinführungen in Deutschland ausmachten.

 

Obwohl Veganismus in ganz Europa immer beliebter wird, befindet sich die europaweite Einführungsrate veganer Produkte nicht auf demselben Level wie in Deutschland. Laut Mintels Datenbank globaler Produktneueinführungen (GNPD) waren nur fünf Prozent aller Lebensmittelprodukte, die 2015 europaweit eingeführt wurden, als vegan gekennzeichnet, im Vergleich zu zwei Prozent im Jahr 2013.

Außerdem sind Produkte, die als vegetarisch gekennzeichnet sind, den veganen Produkten europaweit noch immer einen Schritt voraus. Als vegetarisch ausgezeichnete Lebensmittel und Getränke machen neun Prozent aller europäischer Produktneueinführungen im vergangenen Jahr aus – ein Anteil, der seit 2013 relativ stabil geblieben ist (9 %).

Hinsichtlich der Produkteinführungen veganer Lebensmittel und Getränke steht Deutschland mit 36 Prozent aller Einführungen im Jahr 2015 somit an der Spitze Europas, gefolgt vom Vereinigten Königreich (21 %), Frankreich (7 %) und Italien (4 %). Im Jahr 2013 war noch das Vereinigte Königreich mit 40 % für die meisten Einführungen veganer Lebensmittel und Getränke verantwortlich, gefolgt von Deutschland (22 %) und Finnland (5 %).

„Vegane Produkte entwickeln sich als eines der am schnellsten wachsenden Segmente in der deutschen Lebensmittel- und Getränkebranche vom Außenseiter zum Mainstream, da Verbraucher weiterhin sehr an fleischfreier Ernährung interessiert sind“, erklärt Katya Witham, Senior Food and Drink Analyst bei Mintel. „Vegane Produkte ziehen offenbar sehr erfolgreich die Aufmerksamkeit einer viel größeren, gesunden und ethisch motivierten, flexi-veganen Verbraucherbasis auf sich.“

In Deutschland zeigte vor allem die Fleischersatzkategorie ein besonders hohes veganes Innovationsniveau. Produkte, die als „vegan“ vermarktet werden, machten im Jahr 2015 mehr als die Hälfte (52 %) der gesamten Einführungen von Fleischersatzprodukten aus, was im Vergleich zum Jahr 2011 (8 %) einen erheblichen Anstieg darstellt.

Zudem erscheinen auf immer mehr veganen Fleischersatzprodukte Clean-Label-Botschaften wie zum Beispiel „ohne Zusatzstoffe“ oder „ohne Konservierungsstoffe“. Gemäß Mintels Datenbank trugen 2015 in Deutschland 18 Prozent aller Einführungen veganer Fleischersatzprodukte diese Labels – im Vergleich zu drei Prozent in 2013.

Der Grund dafür liegt darin, dass deutsche Verbraucher gegenüber Inhaltsstoffen von Lebensmitteln und Getränken immer skeptischer werden. Eine Mintel Umfrage aus dem Jahr 2016 offenbart, dass 35 Prozent der Deutschen Konsumenten Lebensmittel- und Getränkeprodukte vermeiden, die künstliche Zusatz- oder Konservierungsstoffe enthalten, während 33 Prozent regelmäßig die Zutatenliste auf der Verpackung überprüfen.

„Das Sortiment an veganen Fleischalternativen verzeichnet ein enormes Wachstum mit Fleischersatz in allen Formen und Geschmacksrichtungen – von Aufschnitt, Fleischbällchen und Hackfleisch bis hin zu Wild-, Geflügel-, Schinken- und Wurst-Imitaten. Fleischersatzprodukte enthalten jedoch häufig Zusatzstoffe und Konservierungsstoffe zur Stabilisierung und für den besseren Geschmack. Deshalb sind die Produzenten von Fleischersatzprodukten zunehmend dazu gezwungen, ihre Rezepte zu ändern, um ihre Produkte natürlicher zu machen, da die Verbraucher bezüglich der Inhaltsstoffe von Lebensmitteln und Getränken immer unsicherer werden“, fasst Witham zusammen.

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