United Against Waste

„Zukunftsweisende Leuchtturmprojekte“

In diesem Jahr wurde im Rahmen der Anuga erstmals der „Genießt uns“-Award verliehen. Der Münchner Traditionsgasthof Weisses Bräuhaus gehört zu den Gewinnern und erhält den Award für Engagement gegen Lebensmittelverschwendung

Jury-Mitglied Guido Ritter (Fachhochschule Münster), Foodtrendforscherin Hanni Rützler, Gewinner Otmar Mutzenbach (Weisses Bräuhaus) und Förderer Verena Exner (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) (v.l.) freuten sich gemeinsam bei der Preisverleihung in Köln. Foto: David Klammer/WelthungerhilfeJury-Mitglied Guido Ritter (Fachhochschule Münster), Foodtrendforscherin Hanni Rützler, Gewinner Otmar Mutzenbach (Weisses Bräuhaus) und Förderer Verena Exner (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) (v.l.) freuten sich gemeinsam bei der Preisverleihung in Köln. Foto: David Klammer/WelthungerhilfeVerpflegungsManagement, 23.10.2015 - Während weltweit knapp 800 Millionen Menschen hungrig ins Bett gehen, landen über 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel laut einer WWF-Studie in Deutschland jedes Jahr auf dem Weg vom Acker zum Teller im Abfall. Das muss sich ändern, lautet die Devise der Initiative „Genießt uns“, zu der sich WWF Deutschland, Welthungerhilfe, United Against Waste, Foodsharing e.V., die Verbraucherzentrale NRW und der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. mit Förderung und fachlicher Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zusammengeschlossen haben. Auf der Anuga in Köln zeichnete die Initiative den Münchner Traditionsgasthof Weisses Bräuhaus, den Kölner Erlebnisbauernhof Gertrudenhof und die Bio-Bäckerei Cibaria mit Sitz in Münster für ihr herausragendes Engagement zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen mit dem ersten „Genießt uns“ Award aus.

Eine dreiköpfige Jury, bestehend aus Koch und TV-Moderator Christian Rach, der Foodtrendforscherin Hanni Rützler und Guido Ritter, Professor an der Fachhochschule Münster, hatte die Preisträger aus 27 überzeugenden Unternehmensbewerbungen ausgewählt. In der Begründung heißt es, allen drei Unternehmen gelinge es auf vorbildliche Weise, effektive Maßnahmen im Alltagsbetrieb zu verankern, um Lebensmittelabfälle erst gar nicht entstehen zu lassen. Die Betriebe seien „zukunftsweisende Leuchtturmprojekte“, die Kunden und Belegschaft sensibilisierten und stark in Netzwerken arbeiteten. So überzeuge etwa der Gertrudenhof mit der „Schlemmerstation“ aus Überschüssen und dem Verkauf von „krummem“ Gemüse, die Bäckerei Ciabaria durch die konsequente Weiterverarbeitung nicht verkaufter Ware und das Weisse Bräuhaus durch Halbierung von Portionen, Rezepturen mit integrierter Resteverwertung oder das vorbildliche Entsorgungskonzept für verbleibende Lebensmittelreste. Die Preisträger sind Sieger des ersten deutschlandweiten Wettbewerbs, mit dem die Initiative „Genießt-uns“ kleine und mittlere Unternehmen gesucht hat, die bereits heute mit innovativen Konzepten beweisen: Lebensmittel müssen nicht in der Tonne landen.

Gemeinsam mit Filmemacher Valentin Thurn („Taste the Waste“) waren Politiker, Unternehmen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland zu der Preisverleihung gekommen. Die Firma Sodexo hatte zum „Essensretterbankett“ eingeladen, das von Adrienne Axler, CEO Sodexo Deutschland, eröffnet wurde. Aus vermeintlichem Abfall wurde ein genussreiches Buffet: Verwendet wurden Lebensmittel, die für die Messe gekauft wurden, die aber am letzten Messetag keine Verwertung mehr gefunden hätten. Serviert wurden etwa Süppchen aus überreifen Tomaten, Pesto aus welken Kräutern und Häppchen aus Fallobst.

Bayrisches Brauhaus mit Vorbildcharakter

Das Stammhaus der Familienbrauerei G. Schneider & Sohn bietet rund 660 Gästen in neun Gasträumen Platz. Die in der Küche verwendeten Rohstoffe werden von regionalen Partnern bezogen. Das Bräuhaus pflegt auch die traditionelle Münchner Küche mit Innereien. Die in der Küche und auf den Tellern anfallenden Lebensmittelabfälle werden regelmäßig erfasst. Die Speisekarte wurde an die Esskulturen und Wünsche der Gäste angepasst. So kann die Haxe halbiert oder Salat und Beilagen entkoppelt vom Hauptgericht  bestellt werden. Die Küchenproduktion wurde umgestellt und neue Rezepturen einschließlich einer Resteverwertung eingeführt. Die Entsorgungskosten für Lebensmittelreste konnte das Bräuhaus seit 2008 um 60 Prozent reduzieren, der Restmüll ging um 20 Prozent zurück.

„XXL - war gestern? Leider ist dem nicht so. Es dient nur als Alleinstellungsmerkmal, um dem Gast vermeintlich mehr für sein Geld zu bieten“, ist Jury-Mitglied Christian Rach überzeugt. „Produziert wird dabei lediglich für die Tonne. Essen bewusst für die Mülltonne produziert! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Die Spitzengastronomie mit ihren Sterne- Restaurants war immer Vorreiter in Sachen Produktqualität und auch Nachhaltigkeit, aber die Vermeidung von Lebensmittelmüll - was für ein absurdes Wort - stand nie im Fokus. Da muss ein bayrisches Brauhaus kommen und allen zeigen wie's geht! Das sollte und muss Schule machen.“

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