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Krankenhaus-Rating-Report

Kosten sparen im Verbund

Die wirtschaftliche Situation der deutschen Krankenhäuser hat sich 2011 und 2012 spürbar verschlechtert. Zu diesem und vielen weiteren Ergebnissen kommt die neunte Ausgabe des „Krankenhaus Rating Report", der im Rahmen des „Hauptstadtkongress 2013 - Medizin und Gesundheit" vorgestellt wurde.

VerpflegungsManagemen, 07.06.2013 - Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser hat sich 2011 und 2012 spürbar verschlechtert. 2011 befanden sich 13 Prozent im „roten Bereich" mit erhöhter Insolvenzgefahr, 14 Prozent waren leicht gefährdet („gelber Bereich"). 2010 waren noch unter zehn im roten Bereich. Ein Drittel der Krankenhäuser schrieben 2011 einen Jahresverlust, 2010 waren es nur 16 Prozent. Ein Grund für die Verschlechterung könnte der Personalaufbau 2011 sein. Für 2013 und 2014 hat die Politik Maßnahmen zur Unterstützung der Krankenhäuser in Höhe von 1,1 Milliarden Euro angekündigt. Diese dürften die Lage stabilisieren, schon ab 2015 droht ohne Gegenmaßnahmen aber wieder eine Verschlechterung. Bis 2020 könnten sich 19 Prozent der Häuser im „roten Bereich" befinden. Besonders um die Investitionsfähigkeit der Kliniken ist es schlecht bestellt: Mittlerweile hat sich ein Investitionsstau von 15 Milliarden Euro angehäuft.

Zu diesen Ergebnissen kommt der neunte „Krankenhaus Rating Report", den das RWI, die Institute for Healthcare Business GmbH und das Beratungsunternehmen Accenture gemeinsam erstellt haben und dessen Ergebnisse im Rahmen des „Hauptstadtkongress 2013 - Medizin und Gesundheit" in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Der Report basiert auf einer Stichprobe von 645 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2010 sowie 254 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2011. Sie umfassen insgesamt fast 1 000 Kliniken.

Ostdeutschen Kliniken geht es am besten


In keiner Region Deutschlands gab es zwischen 2010 und 2011 eine Verbesserung. Am besten war die gesamtwirtschaftliche Lage der Krankenhäuser 2011 jedoch weiterhin in den ostdeutschen Bundesländern, gefolgt von Rheinland-Pfalz/Saarland und Nordrhein-Westfalen, wenngleich der Anteil der Krankenhäuser mit einem Jahresverlust in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz/Saarland mit über 40 Prozent besonders hoch ausfiel. Am schwierigsten war sie in Niedersachsen/Bremen, Hessen, Schleswig-Holstein/Hamburg und Baden-Württemberg. In Baden-Württemberg schrieb 2011 fast jede zweite Klinik einen Jahresverlust.

Bei einer Betrachtung nach Trägern schneiden öffentlich-rechtliche Kliniken durchschnittlich schlechter ab als freigemeinnützige oder private. So lagen im Jahr 2011 21 Prozent der öffentlich-rechtlichen Häuser im „roten Bereich", aber nur 14 Prozent der freigemeinnützigen und zwei Prozent der privaten. Eine Ausnahme waren ostdeutsche kommunale Kliniken mit nur acht Prozent im „roten Bereich". Allerdings verschlechterte sich die Lage vieler freigemeinnütziger Krankenhäuser überproportional stark, nachdem sie viele Jahre lang ähnlich gut im Rating abschnitten wie die privaten.

Weitere Ergebnisse der Studie sind, dass ein hoher Spezialisierungsgrad insbesondere für kleine Krankenhäuser vorteilhaft ist. Wie in den Vorjahren gingen Wirtschaftlichkeit, Qualität, Patientenzufriedenheit und Managementqualität Hand in Hand. Eine neue Erkenntnis war, dass wirtschaftlich starke Kreise wirtschaftlich schwache öffentlich-rechtliche Kliniken besitzen. Offenbar werden in diesen Fällen klamme Krankenhäuser finanziell unterstützt und nötige Betriebsanpassungen verhindert oder verzögert. Bei privaten und freigemeinnützigen Krankenhäusern gab es dagegen keine solche Wechselbeziehung mit der Wirtschaftskraft des Kreises.

Größere Verbünde helfen Kosten zu sparen

Um den wirtschaftlichen Druck der kommenden Jahre abzufedern, hat das einzelne Krankenhaus zwei Möglichkeiten: seine Erlöse steigern oder seine Kosten senken. Auf der Kostenseite dürfte es dem einzelnen Krankenhaus jedoch auch zunehmend schwerer fallen, Optimierungspotenziale zu erschließen. Insofern dürften stärker als bisher Krankenhausstrukturen auf der Verbundebene optimiert werden, was eine Konsolidierung des Krankenhausmarkts nach sich ziehen wird. Vorausschauende Träger sollten frühzeitig einen größeren Verbund anstreben, um ihr Leistungsportfolio zu optimieren, um Kosten zu sparen und um der wachsenden Einkaufsmacht der Krankenversicherungen wirkungsvoll entgegentreten zu können.

Auch wenn zukünftig die Krankenhauskapazitäten gebündelt werden, wird dies in den meisten Regionen Deutschlands nicht zu einer Reduktion der Versorgungssicherheit für die Patienten führen. Im Zuge der Umstrukturierung des Krankenhaussektors kann gerade auch die Notfallversorgung effizienter gestaltet werden. Vor allem auf dem Land sollte sie vor dem Hintergrund des geodemografischen Wandels neu ausgerichtet werden. Strukturanpassungen, insbesondere Kapazitätsverschiebungen werden allerdings nicht ohne Investitionen möglich sein. Aktuelle Überschüsse von Krankenversicherungen sollten daher für investive Zwecke genutzt werden, um künftige wirtschaftliche Schieflagen zu vermeiden. Damit wären sie gut angelegt.

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