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Pferdefleischskandal

Neue Ermittlungen in den Niederlanden

Der Fleischskandal spitzt sich zu: Die niederländischen Behörden haben das Bundesverbraucherministerium über laufende Ermittlungen gegen einen Betrieb übermittelt, der im Verdacht steht, über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren Rindfleisch mit Pferdefleisch vermengt und falsch deklariert zu haben.

VerpflegungsManagement, 11.04.2013 - Wie heute bekannt wurde, ist in den Niederlanden im Zusammenhang mit falsch deklariertem Rindfleisch eine weitere „umfassende betrügerische Kette aufgeflogen". Der Großhändler Willy Selten, der für den Skandal verantwortlich sein soll, steht bereits seit Monaten unter Betrugsverdacht. Das bestätigte die niederländische Kontrollbehörde. Da der Betrieb offenbar nicht in der Lage war, gegenüber den Behörden die betroffenen Lieferungen zu spezifizieren und einzugrenzen, haben die niederländischen Behörden aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes nun die komplette Produktion aus den vergangenen beiden Jahren für den Handel gesperrt und veranlasst, die betreffenden Waren europaweit vom Markt zu nehmen.

Gesperrt wurden sämtliche Auslieferungen für den Zeitraum von Januar 2011 bis Mitte Februar 2013. Lieferungen des auf die Zerlegung von Schlachtkörpern spezialisierten Betriebs sind nach Angaben der niederländischen Behörden in 16 EU-Mitgliedstaaten gelangt, überwiegend nach Frankreich, Deutschland, Portugal, und Spanien. Deutschland ist vom Skandal flächendeckend betroffen. Es seien praktisch alle Bundesländer tangiert, sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU). Aigner schloss nicht aus, dass falsch etikettiertes Fleisch auch in Deutschland bereits gegessen wurde.

Pferdefleisch nicht gesundheitsgefährdend

Die Behörden des Bundes stehen mit den Niederlanden in engem Kontakt, um den Fall lückenlos aufzuklären. Über das europäische Schnellwarnsystem RASFF wurden am Donnerstagvormittag die Namen der 124 Betriebe in Deutschland ermittelt, die seit 2011 Ware von dem niederländischen Hersteller bezogen haben könnten. Die für die Lebensmittelkontrollen zuständigen Überwachungsbehörden der Bundesländer werden - wie bereits in den früheren Verdachtsfällen - die Rückverfolgung möglicherweise falsch etikettierter Ware einleiten und veranlassen, dass vorsorglich betroffene Waren schnell vom Markt genommen und untersucht werden. Bei den bevorstehenden Untersuchungen wird sich zeigen, inwieweit es Überschneidungen mit bereits bekannten Fällen gibt, es ist also denkbar, dass betroffene Produkte mit Fleisch aus dem niederländischen Betrieb schon vor Wochen vom Markt genommen wurden, weil durch DNA-Tests Pferdefleisch nachgewiesen worden war. Nach Angaben der Behörden in Den Haag gibt es auch in diesem Fall bisher keine Hinweise auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung - sämtliche bisher durchgeführten Tests auf mögliche Arzneimittelrückstände in Pferdefleisch seien negativ ausgefallen, so die Angaben der Behörden.

Europäischer Gerichtshof fällt wegweisendes Urteil

Zugleich fällte der Europäische Gerichtshof ein wegweisendes Urteil für künftige Fleisch-Skandale, das vor allem Deutschland betrifft: Behörden hierzulande dürfen auch dann öffentlich vor Ekel-Fleisch warnen, wenn dieses zwar nicht gesundheitsschädlich ist, wohl aber für den Verzehr ungeeignet. Der EuGH entschied, auch ein nur "ungeeignetes" Lebensmittel erfülle nicht die Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit. Das EU-Gericht nahm zu einem Streit um verdorbenes Wildfleisch vor dem Landgericht München I Stellung. Das Passauer Unternehmen Berger Wild GmbH hatte Schadenersatz verlangt, weil das bayerische Verbraucherschutzministerium vor dem Verzehr des Wildfleischs gewarnt und über ekelerregende Zustände in der Firma berichtet hatte. Die Firma meldete wenig später Insolvenz an.

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