DGVS
Heilungschancen verbessern
Auf der diesjährigen Online-Pressekonferenz der DGVS verwiesen Experten der Gastroenterologie auf den negativen Einfluss unzureichender Ernährungsweisen auf die Heilung verschiedener Erkrankungen. Vorgestellt wurden unter anderem Maßnahmen gegen Mangelernährung, die Krankenhäuser zur Verbesserung der Heilungschancen ihrer Patienten ergreifen können.

VerpflegungsManagement, 27.06.2023 – Studien zufolge besteht bei rund einem Viertel der Patienten, die in deutschen Krankenhäusern aufgenommen werden, eine Mangelernährung. Meist seien in der Gastroenterologie – die mit der Onkologie und der Geriatrie die meisten mangelernährten Patienten versorgt – Tumoren oder Krebserkrankungen der Verdauungsorgane die Hauptursachen von Mangelernährung. Aber auch chronische und chronisch-entzündliche Darm- oder Lebererkrankungen könnten zu einer unzureichenden Energie- oder Nährstoffbilanz führen, erläuterte Thomas Frieling auf der Online-Jahrespressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) Mitte Juni aus. Frieling ist Chefarzt für Gastroenterologie, Hepatologie, Neurogastroenterologie, Infektiologie, Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am Helios Klinikum Krefeld.

Mangelernährung erfordert mehr Aufmerksamkeit

Der Mediziner erklärte, welche teils schwerwiegenden Folgen Mangelernährung für die Heilungschancen schwererkrankter Patienten haben kann: „Bei Patientinnen und Patienten mit unzureichendem Ernährungszustand treten teilweise deutlich mehr Komplikationen auf, darunter Infektionen, Wundheilungsstörungen oder auch eine erhöhte Sterblichkeit.“ Das Dilemma sei, dass Gesundheits- und Sozialetats für Ernährungstherapien und professionelle Ernährungsteams meist keine Mittel vorsähen, führte Frieling an. Dabei sei dies „Sparen am falschen Ende“, denn Mangelernährung verursache jedes Jahr Mehrkosten in Milliardenhöhe.

Er forderte daher sowohl Politik als auch Krankenhäuser dazu auf, der Problematik eine größere Aufmerksamkeit zu widmen. „Es braucht ein Umdenken bei den Verantwortlichen, damit das Problem der Mangelernährung endlich angegangen wird“, betonte der Gastroenterologe.

Risiken für die Gesundheit

Studien belegen, dass bestimmte Lebensmittel das individuelle Risiko, an Krebs zu erkranken, teils deutlich erhöhen. Dazu zählen verarbeitetes oder rotes Fleisch oder auch Alkohol. „Verarbeitetes Fleisch kann das Darmkrebs-Risiko um 18 Prozent erhöhen, wenn man davon täglich mehr als 50 Gramm zu sich nimmt“, hob Martina Müller-Schilling, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum Regensburg, anlässlich der Pressekonferenz hervor. Sie ergänzte: „Auch dem berühmten Glas Rotwein am Abend werden zwar immer wieder positive Gesundheitseffekte zugeschrieben. Doch schon geringe Mengen Alkohol pro Tag erhöhen das Krebsrisiko.“

Ausgewogene Ernährung wichtig

Wer stattdessen häufig Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Obst und Gemüse zu sich nehme und weitestgehend auf verarbeitete kalorienreiche Nahrungsmittel, die einen hohen Fett-, oder Zuckergehalt haben, verzichte, „tut seiner Gesundheit etwas Gutes“, erklärte die Expertin. Diese Ernährungsform entspreche den gängigen nationalen und internationalen Empfehlungen zur Vorbeugung vieler Krebserkrankungen, führte Müller-Schilling an. Auch bei einer bereits bestehenden Krebserkrankung sei eine ausgewogene, gesunde Ernährung laut der Medizinerin wichtig.

Vorsicht ist Müller-Schilling zufolge während einer Krebsbehandlung bei Ernährungsformen wie einer ketogenen Diät mit einem hohen Fett- und einem geringen Kohlenhydratanteil geboten. Der Mythos, diese Ernährungsform könne das Tumor- und Metastasenwachstum bremsen oder gar umkehren, sei wissenschaftlich nicht haltbar. „Dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg“, stellte die Gastroenterologin klar. Im Gegenteil erhöhe diese Ernährungsform das Risiko für eine Mangelernährung schon innerhalb weniger Wochen.

jb

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