Lebensmittel-Kennzeichnung
Irreführend
VerpflegungsManagement, 30.03.2017 – Für viele Verbraucher ist die Kennzeichnung von Lebensmitteln verwirrend und missverständlich. Das hat eine Untersuchung der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) ergeben, für die über 1.000 Menschen im Alter von 18 bis 69 Jahren zum Thema Lebensmittelqualität befragt wurden.

Die Mehrheit der Befragten (67 %) hält Herkunftskennzeichnungen auf Lebensmitteln für sinnvoll und hilfreich, um deren Qualität und Sicherheit zu beurteilen. Das gilt vor allem für ältere Menschen ab 60 Jahren (71 %). Mehr als ein Drittel der Befragten kauft nur Lebensmittel, deren Inhalt und Herkunft bekannt sind.

Allerdings finden rund 30 Prozent Produktbeschreibungen auf Lebensmittelverpackungen verwirrend und schwer verständlich – im Jahr 2014 lag der Anteil mit 44 Prozent noch höher. Mit dem Unverständnis geht offenbar ein großes Misstrauen in die Kennzeichnung einher: Nur 24 Prozent glauben, dass die Herstellerangaben zur Qualität und Herkunft der Lebensmittel der Wahrheit entsprechen. Bei den Über-60-Jährigen sind es sogar nur 18 Prozent.

Zwecks einer transparenteren und leicht verständlichen Kennzeichnung von Lebensmitteln bemühen sich Verbraucherschützer seit Jahren um die so genannte Ampel-Kennzeichnung, die beispielsweise auch in Großbritannien eingesetzt wird. Nachdem die Lebensmittelindustrie diesen Vorschlag bisher blockiert hat, haben mit Coca-Cola, PepsiCo, Mars, Mondelez, Nestlé und Unilever Anfang März sechs Konzerne ein eigenes Modell vorgestellt.

Mit einem Ampel-System wolle man zum Kampf gegen Fettleibigkeit beitragen, indem darauf hingearbeitet werde, dass künftig auf den Verpackungen Angaben zum Nährwert von Portionen prominent platziert werden, berichtet Café future in Berufung auf den Bericht der Lebensmittel Zeitung. Durch gut sichtbare Informationen könnten Verbraucher in der EU besser informiert werden und schließlich eine gesündere Wahl beim Lebensmittelkauf treffen, heißt es in einer Erklärung der Unternehmen. Eine Taskforce der sechs Konzerne soll das Thema nun europäischer Ebene weiter vorantreiben.

Die von den sechs Herstellern konzipierte farbig unterlegte Nährwertkennzeichnung (Ampel) soll auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen abgebildet werden. Der Haken daran jedoch sei, so merkt die Verbraucherzentrale Bundesverband (Vzbv) an: Die Menge an Zucker, Fett und Salz wird nicht pro 100 Milliliter oder 100 Gramm bewertet. Stattdessen wollten die Unternehmen sich auf Portionsgrößen beziehen. Der Vzbv fordert, den einheitlichen Bezugswert von 100 Gramm oder 100 Milliliter für eine bessere Vergleichbarkeit zu verwenden. Nur so würde den Verbrauchern eine echte Hilfestellung für den Produktvergleich und eine informierte Kaufentscheidung gegeben.

„Auch wenn die Hersteller sich erfreulicherweise nicht länger dem Prinzip einer Ampelkennzeichnung verschließen, ist der vorgestellte Ansatz der Hersteller auf Basis von Portionsgrößen aus Verbrauchersicht nicht akzeptabel“, so Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Der nun vorliegende Vorschlag sei nur auf den ersten Blick ein Durchbruch und ein Entgegenkommen auf den lange bestehenden Verbraucherwunsch für mehr Transparenz in Sachen Nährwerte.

„Es gibt kein einheitliches Verständnis darüber, was ‚eine Portion‘ ist – Menschen essen nicht immer gleich große Portionen. Die von den Herstellern vorgeschlagene Systematik ist daher nicht geeignet, Verbraucher nachvollziehbar über den Nährstoffgehalt eines Lebensmittels zu informieren. Im Gegenteil: Der Vergleich des Nährstoffgehalts verschiedener Lebensmittel wird sogar erschwert und kann in die Irre führen“, kommentierte Müller in einer von Café future zitierten Stellungnahme zum Vorschlag der Industriekonzerne.

Drucken